Buchtipp: Picknick mit Bären von Bill Bryson

veröffentlicht von Sarah am 24. März 2015

Bill Bryson Picknick mit Bären

Bill Bryson will es seinen gehfaulen Landsleuten zeigen: Gemeinsam mit seinem Freund Katz, der aufgrund gewaltiger Leibesfülle und einer festverwurzelten Leidenschaft für Schokoriegel nicht gerade die besten Voraussetzungen dafür mitbringt, will er den längsten Fußweg der Welt, den „Appalachian Trail“, bezwingen. Eine abenteuerliche Reise quer durch zwölf Bundesstaaten der USA beginnt… Ein Reisebericht der etwas anderen Art – humorvoll, selbstironisch und mit einem scharfen Blick für die Marotten von Menschen und Bären!

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Kennst du Bill Bryson? Wenn nicht, dann hast du auf jeden Fall noch einige tolle Lesestunden vor dir. Denn der Amerikaner, der inzwischen in England lebt, kann wirklich urkomisch schreiben! Ich habe mich damals bei Frühstück mit Kängurus schon weggelacht (ein Buch über Australien, was ich auch noch in Australien gelesen habe).

Picknick mit Bären ist definitiv genauso lustig. Vor allem, weil ich vieles sooo gut nachvollziehen kann.

„Eine erste Ahnung davon, was für ein waghalsiges Unternehmen das werden würde, bekam ich in unserem Dartmouth Co-Op, als ich dort hinging, um mir eine Ausrüstung zu kaufen. Mein Sohn hatte gerade angefangen, nach der Schule in dem Laden zu jobben, ich hatte also strengste Anweisung, mich gut zu benehmen. Vor allem sollte ich nichts Blödes sagen oder tun, nichts anprobieren, wozu ich meinen Bauch hätte entblößen müssen, nicht sagen „Wollen Sie mich verarschen?“, wenn mir der Preis eines Artikels genannt würde, betont unaufmerksam tun, wenn mir der Verkäufer die richtige Pflege oder Nachbehandlung eines Produktes erläuterte, und unter gar keinen Umständen irgend etwas Unpassendes anziehen, zum Beispiel eine Skimütze für Damen aufsetzen, nur so aus Spaß.“

Du kannst dir wahrscheinlich denken, was in dem Laden passiert ist, oder? 😉

Doch nicht nur das Kaufen der richtigen Ausrüstung ist eine Herausforderung. Sondern auch das Bepacken dieser. Begleitet wird Bill von seinem Kumpel Katz, der nicht wirklich ein Paradebeispiel für besonnenes Verhalten und wahrscheinlich gerade deshalb so herrlich sympathisch ist.

„Willst du nicht packen?“, sagte ich.
„Jaah.“
Ich wartete eine Minute lang. Ich dachte, er würde sich vom Bett erheben, aber er rührte sich nicht. „Entschuldige bitte, Steven, aber ich habe den Eindruck, dass du dich hingelegt hast.“
„Jaah.“
„Kannst du mich eigentlich verstehen?“
„Jaah. Es dauert nur noch eine Minute.“
Ich seufzte und ging wieder runter in den Keller. Beim Abendessen sprach Katz nur wenig und verschwand danach gleich wieder in seinem Zimmer. Wir hörten nichts weiter von ihm im Laufe des Abends, erst vor Mitternacht, als wir schon im Bett lagen, drang Lärm durch die Wand zu uns herüber – ein Poltern und Murmeln, Geräusche, als würden Möbel im Zimmer verrückt, und kurze heftige Wutausbrüche, gefolgt von lang anhaltenden Phasen der Stille. Ich hielt die Hand meiner Frau fest und wusste nicht, was ich sagen sollte. Am nächsten Morgen klopfte ich bei Katz an und steckte schließlich, da er nicht antwortete, den Kopf durch die Tür. Er schlief noch, angezogen, auf einem Haufen zerwühlter Bettwäsche. Die Matratze war ein Stück vom Bettkasten gerutscht, als hätte er sich mit irgendwelchen nächtlichen Eindringlingen herumgeschlagen. Sein Rucksack war voll, aber nicht zugebunden, und seine persönlichen Sachen lagen immer noch weiträumig im ganzen Zimmer verstreut.“

Das kommt mir irgendwie sehr bekannt vor, ähnlich sieht mein Packen, fürchte ich, auch aus 😉

Die ersten Schritte bzw. die ersten Tage einer Wanderung sind immer die schlimmsten. Und auch hier kann ich mich soo sehr in Katz hineinversetzen.

„Schließlich kam ich an eine Biegung, und da war er, torkelte mir entgegen, mit zerzaustem Haar, nur einem Handschuh, und kurz vor einem hysterischen Anfall, wie ich ihn noch nie bei einem erwachsenen Menschen erlebt hatte. Es war nicht einfach, ihm die Geschichte als zusammenhängendes Ganzes zu entlocken, weil er so zornig war, aber aus dem, was er erzählte, konnte ich entnehmen, dass er in einem Anfall viele Sachen aus dem Rucksack einen Abhang hinuntergeworfen hatte. Alles, was außen am Sack gebaumelt hatte, war weg.“

Generell schafft Bill es, die Stimmung und die Gedanken einer längeren Wanderung gut zu beschreiben.

„Wenn man die bequeme, klinische Welt der Städte verlässt und in die Berge zieht, durchläuft man jedesmal Phasen der Transformation (…). Am Ende des ersten Tages fühlt man sich etwas schmutzig, trägt es aber mit Fassung; am zweiten Tag verstärkt sich das Gefühl bis zum Ekel; am dritten Tag kümmert es einen nicht mehr; am vierten hat man vergessen, dass es mal anders war.“

Picknick mit BärenAm liebsten würde ich hier noch viel mehr Zitate bringen. Von interessanten Begegnungen mit verrückten Menschen. Von der Geschichte des Wanderweges. Von anderen Wandersleuten. Und natürlich von der Begegnung mit Bären.

Doch mir wurde gesagt, ich solle nicht so viel vorwegnehmen 😉

Deswegen kann ich dir nur empfehlen: Lies das Buch! Zwischenzeitlich fand ich manche Beschreibungen über die Geschichte des Trails zwar etwas langatmig. Aber das schmälert trotzdem nicht den Lesespaß, den du haben wirst, wenn du die Wanderung der zwei verfolgst. Absolute Leseempfehlung!

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