„Wie soll denn das funktionieren, wenn du mal ein Kind hast?“

veröffentlicht von Sarah am 16. Februar 2016

Ein Baby bei Verwandert

„Wie funktioniert das Ponywandern, falls du mal einen Kinderwunsch hast oder Familie gründen willst?“

„Spannend ist dein Leben ja, aber spätestens wenn du eine eigene Familie gründest, ist es vorbei.“ 

„Wenn du mal ein Kind hast, wirst du so nicht mehr leben können!“

Seit ich meinen Artikel über mein Leben als digitale Nomadin veröffentlicht habe, höre ich Sätze wie diese öfters. Und ich kann mir vorstellen, dass es einigen anderen Selbstständigen, digitalen Nomaden, Bloggern und Reisenden genauso ergeht.

Als Grund dafür, warum ich „dieses Leben“ mit einem Kind nicht leben kann, wird dann ein oder gerne auch mehrere Punkte aufgeführt.

Mit diesen Argumenten möchte ich mich in diesem Artikel auseinandersetzen und dir meine Sicht der Dinge erklären.

Außerdem möchte ich darüber schreiben, warum weder die Argumente noch meine Überlegungen wirklich entscheidend sind.

Warum kann ich also mein Leben als Ponywanderin und digitale Nomadin unmöglich mit einem Kind weiterleben? Ganz klar aus diesen Gründen:

Finanzielle Unsicherheit

Ist ja logisch, so ein Kind kostet schließlich einiges. Im Gegensatz zu Pferden sind die Anschaffungskosten hier zwar geringer, die Kosten im Unterhalt aber nicht zu unterschätzen. Während es in den ersten Jahren noch mit Kleidung, Nahrung und Windeln getan ist, muss später die Uni, der Auslandsaufenthalt, das Auto und das eigene Pferd bezahlt werden. Ein ungeregeltes Einkommen ist da tödlich. Ich fang besser direkt an zu sparen!

Reisen mit Kind? No way!

Reisen mit Kind kann nicht funktionieren. Die haben schließlich Wurzeln und stecken im Boden fest.

Selbst wenn man ein Exemplar erwischt hat, dessen Wurzeln nur rudimentär vorhanden sind, kann man es doch nicht einfach überall mit hin nehmen. Da muss man schon Rücksicht nehmen. Ein sicheres Zuhause bieten.

In fremde Länder reisen ist gar nicht erst denkbar. Da müsste man ja alles mitnehmen! Und schlepp mal Windeln für ein halbes Jahr mit. Praktisch gar nicht machbar. Geht ja aber nicht anders, schließlich gibt es in anderen Ländern keine Kinder.

Zusammen mit einem Kind wandern gehen, ist sogar noch komplizierter. Erst kannst du es ja noch tragen, aber wenn es dann laufen will, erreichst du eine Höchsgeschwindigkeit von 0,2 km/h.

Zeitlicher Faktor

Die Zeit zum Reisen hat man mit Kind sowieso nicht mehr. Geschweige denn zum Arbeiten, Pferde verpflegen oder Ponywandern.

So ein Kind muss rund um die Uhr versorgt werden. Und da reicht nicht nur das Füttern und Bespaßen. Später muss es nämlich noch zum Fußballtraining gefahren werden. Oder zum Ballettunterricht, wenn es ein Mädchen ist (denn auf keinen Fall sollte man das Kind mit geschlechterunspezifischen Freizeitaktivitäten verwirren).

Wenn ich erst einmal ein Kind habe, bin ich Mutter. Ausschließlich. Alles andere funktioniert dann höchstens nur noch sehr eingeschränkt und auch nur, wenn das Kind wirklich, wirklich lieb ist.

Vorbildfunktion

Wo kämen wir denn da hin, wenn alle Kinder plötzlich Blogger oder Youtube-Stars werden wollen würden? So ein unstetes und träumerhaftes Leben sollten wir unseren Kindern gar nicht erst vorleben. Am Ende will keiner mehr die normalen Jobs machen! Und wie soll das funktionieren, wenn plötzlich keiner mehr im Krankenhaus, in der Bank oder im Altersheim arbeitet?

Überhaupt ist das doch Blödsinn. Es ist doch wichtig, dass das Kind ordentliche Noten schreibt, um mal ein gutes Studium machen zu können. Das gute Studium führt dann automatisch zu einem guten und sicheren Job. Und ein sicherer Job zu einem glücklichen Leben. Oder etwa nicht?

Natürlich habe ich die Argumentationen jetzt überspitzt und satirisch dargestellt. Doch so weit weg, von dem, was ich immer mal wieder höre und lese, ist es gar nicht.

Ein guter Zeitpunkt also, um dir meine Sicht der Dinge zu zeigen:

Finanzielle Sicherheit

Klar, ein bisschen Geld möchte ich für mein Kind schon haben. Aber das habe ich ja auch. Gerade weil ich mir über eine längere Zeit hinweg ein Einkommen aufbaue.

Ich habe verschiedene und voneinander zum Teil unabhängige Einkommenswege. Sollte ein Weg mal nicht mehr funktionieren, habe ich noch einige andere.

Mir kann nicht gekündigt werden und ich kann auch nicht plötzlich arbeitslos sein. Und auch Elterngeld bekomme ich als Selbstständige.

Außerdem beziehe ich einen Teil meines Einkommens passiv. Zum Beispiel, wenn ich meine eBooks verkaufe. Die Arbeit dafür habe ich bereits erbracht und nun verdiene ich immer dann, wenn jemand eines herunterlädt. Egal ob ich dabei am Laptop sitze, mit dem Pony wandere oder ein Kind stille.

Schon ganz nice, oder?

Reisen mit Kind? Yes way!

Ich möchte nicht bestreiten, dass das Reisen mit einem Kind anders ist. Und auch nicht, dass es manchmal vielleicht etwas mehr Planung und weniger Spontanität bedeuten kann.

Aber Reisen mit Kind ist möglich.

Das beweisen viele tolle Paare, die auch nach der Geburt des ersten und weiterer Kinder nicht mit dem Reisen aufgehört haben, wie:

Family without borders

Life with Sandy and Benny

Sechs Paar Schuhe

Ja, wenn das Kind dann 6 Jahre alt ist, wird es als Deutscher etwas komplizierter, keine Frage.

Aber auch hier gibt es Wege.

Wer wirklich komplett nomadisch leben möchte, meldet sich eben aus Deutschland ab. Punkt.

Ansonsten gibt es die Möglichkeit, Kinder für bestimmte Anlässe von der Schule beurlaubt zu bekommen. Zum Teil auch für recht lange.

Und wem das alles zu kompliziert ist, nutzt eben die Ferien der Kinder zum Reisen. Kennst du nicht das Gefühl, dass die irgendwie immer Ferien haben? Eben. Einige Wochen und lange Wochenenden kommen auch so zusammen.

Es ist immer eine Frage des Wollens.

Zeitlicher Faktor

Ich kenne mich da ja bekanntlich noch nicht so aus, aber scheinbar braucht so ein Kind recht viel Aufmerksamkeit und Zeit. Ok, kann es kriegen.

Das ist gerade das Schöne an dem, wie ich arbeite: Ich kann mir meine Zeit frei einteilen. Ich kann immer da sein, wenn mein Kind mich braucht. Ich kann mit ihm zusammen spielen, auf den Spielplatz gehen, Ponyreiten, stillen, es zum Kindergeburtstag fahren und an Elternabenden teilnehmen.

Kindergarten-Öffnungszeiten und Ferien sind für mich kein Problem, ich kann meine Arbeit danach richten.

Ich kann immer dann arbeiten, wenn das Kind schläft oder in Betreuung ist. Natürlich denke ich schon, dass das anstrengend ist. Und ja, ich schlafe auch ziemlich gerne und recht viel.

Aber ich kann nach einer durchgemachten Nacht am nächsten Morgen auch einfach ausschlafen. Oder mich mittags nochmal hinlegen.

Ich muss meine Zeit nicht in einem Büro absitzen, sondern entscheide selber wann und wie viel ich arbeite. Und habe ich das mit dem passiven Einkommen schon erwähnt? 😉

Auch Zeit für Egon werde ich weiterhin haben. Weil alles andere einfach gar keine Option ist.

Die kleine Maya von Concha & Cochise ist zum Beispiel seit ihrer Geburt jeden Tag mit bei den Pferden der Mama.

Und sieht dabei nicht wirklich unglücklich aus, oder? 😉

Vorbildfunktion

Bin ich meinem Kind ein schlechtes Vorbild mit dem Leben, das ich führe?

Bin ich ein schlechtes Vorbild, weil ich versuche, möglichst viel von dem zu tun, was mich glücklich macht?

Bin ich ein schlechtes Vorbild, weil ich nach einem 1er Studium nicht im Management eines großen Unternehmens arbeite, sondern mein eigenes Business gestartet habe?

Bin ich ein schlechtes Vorbild, weil ich dieses Business gerne mag und gerne arbeite?

Bin ich ein schlechtes Vorbild, weil ich gerne reise und Menschen möglichst vorurteilsfrei begegne?

Bin ich ein schlechtes Vorbild, weil ich offen über meine Gefühle spreche und schreibe?

Bin ich ein schlechtes Vorbild, weil ich all das auch wieder umschmeißen würde, wenn es mich mal nicht mehr glücklich macht?

Ich denke, das kann nur jeder für sich selbst beantworten.

Sicher bin ich nicht perfekt und sicher bin ich auch nicht in allen Bereichen jemand, dem man nacheifern sollte. Ganz im Gegenteil.

Aber ich denke, dass das Vorbild-Sein mit Liebe, Lebensfreude und Achtsamkeit zu tun hat und nicht mit einem Job, einer Ausbildung oder einer Karriere.

Baby

Warum all das eigentlich egal ist

Weißt du, wenn wir ehrlich sind, sind diese ganzen Argumente und meine Überlegungen dazu, eigentlich völlig egal.

Es ist völlig egal, ob ich glaube, genügend Geld und Zeit für ein Kind zu haben.

Es ist völlig egal, ob ich mit dem Leben, das ich jetzt führe, ein gutes Vorbild wäre.

Und es ist auch völlig egal, ob ich mit einem Kind noch reisen werde oder nicht.

Warum?

Weil das alles irgendwelche Überlegungen für die Zukunft sind.

Und die Zukunft lässt sich einfach so verdammt schlecht planen.

Vielleicht werde ich mit 30 an einem Herzinfarkt sterben oder mit 45 bei einem Autounfall beide Beine verlieren.

Vielleicht werde ich mit 28 nach Alaska auswandern oder mit 60 als Filmstar entdeckt.

All das weiß ich nicht und ich richte mein Leben nicht nach etwas aus, von dem ich nicht weiß, ob es überhaupt passiert.

Vielleicht werde ich mein Leben tatsächlich komplett umschmeißen, wenn ein Kind da ist.

Vielleicht werde ich nicht mehr über das Ponywandern, sondern über meinen Alltag mit Baby bloggen.

Wer weiß das schon?

Ich habe keine Ahnung, wie mein Leben mit Kind aussehen wird. Ich habe auch keine Ahnung, wie ich dann mit Egon wandern gehe oder wie der Blog und somit mein Business sich entwickeln wird.

Aber ganz ehrlich: Da mache ich mir dann Gedanken drum, wenn es soweit ist.

Ich habe gar keine Lust, mich deswegen jetzt schon verrückt machen zu lassen.

Deswegen genieße ich jetzt einfach die verbleibende Zeit meiner Schwangerschaft und bin gespannt, was mich ab August so erwartet 😉