Von Höhen und Tiefen – Auf dem Lahnwanderweg und dem Lahn-Dill-Berglandpfad

veröffentlicht von Sarah am 25. August 2015

Flachlandkind

„Schönes Leben!“, ruft uns eine Frau hinterher. Ich bin nicht sicher, ob sie der Meinung ist, dass wir dieses führen oder uns ein solches wünscht und antworte diplomatisch „Find ich auch. Danke!“. Gerade sind wir die ersten Schritte unserer Wanderung gelaufen und haben vor der Touristen-Information in Bad Laasphe einen kurzen Stopp eingelegt, um uns mit Material einzudecken.

Tag 1: Bad Laasphe – Biedenkopf

Wir hatten eine tolle Unterkunft in der Pension Kamerichs. Egon hat währenddessen die Nacht im Kurpark verbracht und drängelt. Ihm ist langweilig. Auch ich freue mich, dass es nun endlich losgeht und motiviert laufen wir die ersten Kilometer. Uff, ganz schön bergig hier.

Der Entenberg ist aber trotzdem bald bezwungen und die Aussicht entschädigt für den Anstieg.

Entenberg Lahnwanderweg

Egon und ich haben uns schnell eingespielt. Die letzte Wanderung in Brandenburg ist noch nicht lange her und ich habe das Gefühl, nie etwas anderes gemacht zu haben. Vertraut trottet er mir am langen Strick hinterher – bergauf und bergab.

Mit Packpony im Lahn-Dill-Bergland

Unsere Wanderung ist in drei Etappen eingeteilt: Die ersten zwei Tage laufen wir auf dem Lahnwanderweg. Dann wechseln wir auf den Lahn-Dill-Bergland-Pfad, den wir vier Tage wandern. Anschließend erkunden wir zwei Tage lang den Westerwald-Steig.

Lahnwanderweg Wegweiser

Jetzt führt uns der Weg erst einmal nach Biedenkopf. Inzwischen hat es angefangen zu regnen und wird auch so bald nicht wieder aufhören. Die knapp 19 km lange Strecke mit ihren vielen Höhenmetern macht mir zu schaffen.

Umso froher bin ich, als wir unser Gepäck am Parkhotel abstellen und Egon anschließend in den Reitverein der Stadt unterstellen.

Egon beim Reitverein Biedenkopf

Die Leute dort sind sogar so lieb und fahren uns mit dem Auto wieder zurück zum Hotel, wo wir erst einmal unsere wunden Füße im Hallenbad inspizieren. Dann noch schnell essen und schon schlafen wir ein.

Tag 2: Biedenkopf – Buchenau / Elmshausen

Als ich morgens mit dem Hund eine kleine Runde durch den Park drehe, überkommen mich die ersten Zweifel. Halte ich das wirklich durch? Meine Füße brennen jetzt schon, erste Blasen zeichnen sich ab und das Wetter schlägt mir aufs Gemüt. Habe ich die vielen Höhenmeter unterschätzt?

Doch es hilft ja nichts: Rein in die nassen Wanderschuhe und weiter geht’s!

Der Weg führt uns aus der Stadt hinaus und – wie sollte es anders sein – einen Berg hinauf.

Wandern im Lahn-Dill-Bergland

Gegen Mittag erreichen wir den kleinen Ort Katzenbach und obwohl es immer noch die meiste Zeit regnet, fühle ich mich hier sofort wohl.

Wir binden Egon kurzerhand an eine Straßenlaterne und lassen uns unsere Lunchpakete schmecken. Anschließend führt der Lahnwanderweg malerisch über Felder und auf Waldwegen entlang.

Lahnwanderweg Katzenbach

In den Wäldern duftet es nach Himbeeren und ich pflücke Egon einige von den Sträuchern. Erst pustet er skeptisch meine Hand an und dann gibt es kein Halten mehr. Immer mehr von den kleinen Köstlichkeiten soll ich ihm suchen.

Egon und Himbeeren

Am späten Nachmittag lassen wir unser Gepäck in einer Pension in Buchenau und laufen mit Egon die letzten Meter zum Rittergut Elmshausen.

Rittergut Elmshausen

Dort bezieht er eine große Innenbox und mümmelt sofort zufrieden sein Heu.

Gerne würde ich noch länger bleiben und mich unterhalten, aber mir tun so schlimm die Füße weh, dass ich einfach nicht mehr stehen kann.

Also geht es für uns zurück in unsere Unterkunft, wo wir unser übliches Abend-Ritual „duschen-essen-schlafen“ durchführen.

Tag 3: Elmshausen – Rachelshausen

Am nächsten Vormittag beladen wir Egon direkt auf dem Rittergut und starten von dort aus in den Tag.

Lahnwandergweg wandern

Endlich hat sich auch das Wetter dafür entschieden, unsere Reise zu unterstützen und die Sonne lacht vom Himmel.

Am Vormittag treffen wir Marion vom Naturpark Lahn-Dill-Bergland. Sie versorgt uns mit frischen Getränken, Wanderkarten und Mohrrüben für Egon. Der ist natürlich sofort begeistert und wiehert von nun an jedes vorbeifahrende Auto an, in der Meinung, diese seien seine ganz persönlichen Möhrchen-Mobile 😀

Wir laufen weiter und wechseln auf den Lahn-Dill-Bergland-Pfad.

Lahn-Dill-Berglandpfad

Die Aussichten sind wie gewohnt fabelhaft und auch meine Beine haben sich so langsam an die vielen Steigungen gewöhnt.

Aussicht Lahn-Dill-Berglandpfad

Im Wald begegnen wir sogar einem Waschbären, der uns aus großen Augen anschaut.

Waschbär im Lahn-Dil-Bergland

Ein schwerer Anstieg steht mir noch bevor und den fehlenden Regen ersetze ich direkt durch Schweiß. Fast auf allen Vieren krabbele ich den Berg hoch, Egon läuft dich hinter mir und ich muss aufpassen, dass er mir nicht in die Fersen tritt.

Ich bin erschöpft, habe Hunger und mache mir Sorgen um die Tiere, für die wir schon alles an Trinkwasser aufgebraucht haben. Der Berg nimmt und nimmt kein Ende. Endlich oben angelangt, versperren Bäume die komplette Aussicht. Ich fange an zu heulen. Ich fühle mich vom Weg verraten und überhaupt. Ja, kindisch sein kann ich 😉

Timo überredet mich, in meinen Müsliriegel zu beißen („ihiiiich, haaab aba keinen Huuuuungaaaaa“) und danach geht es mir tatsächlich etwas besser.

Jetzt ist der Weg auch wirklich nicht mehr weit und wir erreichen etwa eine Stunde später den Krafthof in Rachelshausen, wo Egon sich direkt mit den dort wohnenden Langohren anfreundet.

Krafthof Rachelshausen

Sturmi flitzt mit drei Hunde-Artgenossen durch den Innenhof und auch für uns Menschen ist der Krafthof jetzt genau das richtige.

Wir werden ganz lieb versorgt und verpflegt. Es gibt phänomenal leckeres Essen und sogar ein Gläschen Wein. Wieder überglücklich falle ich abends ins Bett und freue mich, dass ich Egon endlich auch nachts ganz nah bei mir habe.

Tag 4: Rachelshausen – irgendwo im Nichts

Es ist schon ziemlich warm als wir am nächsten Morgen aufbrechen und ich bin froh, dass uns der Weg durch einen schattigen Wald und vorbei an tollen Felsformationen führt.

Gladenbach Felsen

In Gladenbach durchqueren wir den Stadtpark und füllen am Kneippbecken unser Trinkwasser für die Tiere auf.

Gladenbach Kurpark mit Pferd

Wenig später machen wir eine längere Mittagspause im Schatten von Apfelbäumen. Sehr zum Vergnügen von Egon, der begeistert die heruntergefallenen Früchte aufsammelt. Auch Sturmi genießt die Pause und den tollen Blick.

Wndern mit Hund in Hessen

Wie auch am Vortag führt der Wanderweg erst einen Berg und anschließend einen Aussichtsturm hinauf. Nach meinem Zusammenbruch am Vortag bin ich angespannt. Wird das wieder so an meine Nerven gehen?

Doch meine Befürchtungen bestätigen sich nicht. Die Steigung ist zwar anstrengend, aber durchaus machbar. Und am Turm wartet Markus vom Hessen Forst mit einem großen Wassereimer für Egon auf uns. So kann ich ganz entspannt die fantastische Aussicht genießen.

Aussicht Turm Lahn-Dill-Bergland

Markus führt uns anschließend weiter zu einer Wiese, auf der wir die Nacht verbringen dürfen. Dort treffen wir auch Marion wieder und gemeinsam verbringen wir noch eine nette Zeit.

Zelten am Lahn-Dill-Berglandpfad

Obwohl Egon aufgrund von zahlreichen Bremsen etwas unruhig ist, schlafe ich abends sofort ein und auch bis morgens um 5 durch. Dann klingelt nämlich mein Wecker.

Wie gefällt dir der Bericht bisher? Du siehst: Auch bei mir läuft nicht immer alles rund. Hinterlasse mir doch einen kurzen Kommentar! 🙂