Auf dem Weg zum Packpony: Die Führgasse

veröffentlicht von Sarah am 27. März 2015

Header-Führgasse

*Beitrag von Julia von Mit Muli und Pferd*

Hier kommt nun der erste Teil der Führübungen mit allerlei Dingen, die Dein Packpony gelassener machen.

Dinge können Dein Pony erschrecken, weil sie irgendwo an der Seite hängen, stehen oder liegen. Sie können fürchterlich sein, weil sie über dem Pony sind und es darunter her laufen muß. Es kann schwierig sein, weil das Pony über etwas laufen soll. Und dann gibt es noch Dinge, die auf oder an dem Pony sind und das Tier erschrecken können.

Muli Tonnengasse

Mein Ziel bei den Übungen ist es, dass sich zum einen das Pony an alle möglichen komischen Dinge gewöhnt, aber noch wichtiger ist, dass es lernt mir zu vertrauen, egal was da an fürchterlichen Gegenständen sind. Du kannst nicht alles üben, was Dir mit Deinem Pony unterwegs begegnet, aber wenn das Vertrauen zwischen Euch gut ist, werdet Ihr die Situationen zusammen meistern 🙂

(Das zeigt auch toll das Video unserer bisherigen Wanderungen)

Super ist, dass auch jede Wanderung mit Deinem Pony wieder ein Schritt zu einem tieferen Vertrauensverhältnis sein kann.

 Beim Üben gibt es ein paar Dinge zu beachten, die es einfacher machen:

– Fange mit ganz einfachen Dingen an und steigere die Schwierigkeit in kleinen Schritten.

Lobe schon, wenn Dein Pony im Begriff ist das Richtige zu tun, nicht erst wenn die Übung schon beendet ist.

– Das schnellste Lob ist die Stimme, dazu musst Du nichts loslassen und in keiner Tasche kramen 😉

– Wenn das Pony es besonders gut gemacht hat und zur Entspannung, wenn es sich getraut etwas vor Furcht einjagendes zu machen, kannst Du es an seiner Lieblingsstelle kraulen.

– Höre auf, wenn es gut geklappt hat und wiederhole nicht endlos, sonst verlierst Du und das Pony die Konzentration und die Lust.

– Am besten übst Du im sicher umzäunten Raum, dann ist es nicht so schlimm, wenn das Pony erschrickt und Du loslassen musst.

– Wenn Du ein besonders schreckhaftes Pony hast, trage Handschuhe!

– Wähle Materialien zum Üben so, dass sie weder das Pony noch Dich verletzen können. Vor allem auf die Bruchsicherheit achten!

Hindernisgasse Pferd

Training in der Führgasse

Ich beginne immer mit ganz einfachem Führen und Anhalten, mit Kurven und mit Rückwärtsrichten. Das ist quasi Aufwärmarbeit.

Meine Pferde und Mulis gewöhne ich daran durch eine Gasse (z.B. mit Stangen oder mit der Wand und Tonnen) zu laufen. Dann ist der Weg schon mal klar und das Pony weicht nicht zur Seite aus.

Bei sehr scheuen Tieren ist das schon eine Übung, da die Tiere erst mal nicht gerne in enge Stellen laufen. Fange deshalb mit einer weiten Gasse mit viel Platz an und steigere das in kleinen Schritten, bis Dein Pony Dir auch durch Engstellen folgt, bei denen Du vor dem Pony laufen musst, weil Ihr nebeneinander nicht mehr durchpasst.

Je nach Ponytyp ist es z.B. kein Problem durch eine Gasse aus Stangen zu laufen, die am Boden liegen. Ganz anders reagiert dasselbe Pony aber dann auf eine Gasse, die auch die Sicht mehr eingrenzt, z.B. durch eine Wand und auf der anderen Seite Tonnen. Andere finden es schrecklich, wenn etwas nah an ihren Füßen ist. Zu welchem Typ gehört Dein Pony?

Hindernisgasse aus Tonnen

Ich kann den Eingang in die Gasse auch ein bisschen einfacher gestalten, wenn ich eine Art Trichter baue, also am Eingang etwas weiter und dann zur Gasse hin enger. So ist der Weg für dein Pony logischer, als wenn rechts und links viel Platz ist.

Führgasse Trichter

Je länger die Gasse ist, umso mehr Konzentration ist von Euch beiden, von Dir und Deinem Pony erforderlich. Deshalb beginne mit kurzen Gassen, also höchstens Ponylänge, und steigere die Länge langsam.

Wenn Platz ist, kannst Du so auch testen, ob Du Dein Pony lange geradeaus führen kannst. Dazu leg Dir eine lange Gasse aus Stangen über die das Pony leicht drüber treten kann und lass es am Deiner Hand genau geradeaus zwischen den Stangen laufen. Natürlich kannst Du die Übung auch im Sand oder im Schnee ganz ohne Stangen machen 😉

Noch eine Steigerung in der Gasse ist es langsam durchzugehen. Zu Beginn lass Dein Pony mehr das Tempo wählen. Das Ziel ist erst mal überhaupt durch die Gasse zu laufen. Dann kannst Du langsamer durchgehen und dann mal mittendrin anhalten. Vergiß nicht das Loben!

Auch auf Deinen Wanderungen musst Du mal Engstellen passieren, da ist es gut, wenn Ihr das schon geübt habt 😉

Stangenarbeit Pferd

In die Führgasse rückswärts einparken

Natürlich gibt es auch Ponies, die absolut cool sind und sich dann schnell langweilen. Wenn Du Dein Pony gut zurückrichten kannst, ist eine Steigerung bei der Gasse noch das Rückwärts-Einparken. Auch hier gilt: vom Einfachen zum Schwereren!

1. Also zuerst vorwärts in die Gasse und anhalten, wenn alle Füße noch in der Gasse sind. Dann rückwärts aus der Gasse ausparken.

2. Der nächste Schritt ist, dass Du vorwärts in die Gasse läufst, aber erst anhälst, wenn die Vorderbeine Deines Ponies schon nicht mehr in der Gasse sind und dann zurückrichtest.

3. Der dritte Schritt ist dann noch ein Stück später anzuhalten, wenn das Pony schon wieder aus der Gasse draußen ist. Jetzt wird es spannend, denn die Bilder, die das rechte und linke Auge an das Ponygehirn senden, werden dort zusammengesetzt. Es kann sein, dass die Gassenbegrenzungen rechts und links nun für das Pony wie ein Querhindernis hinter ihm erscheinen und es sich deshalb weigert zurückzulaufen! Dadurch, dass ich an derselben Stelle übe und ja vorher immer vorwärts gelaufen bin, ist es ein bisschen einfacher. Aber es zeugt schon von gutem Vertrauen, wenn das Pony so rückwärts einparkt. 🙂

Hindernisgasse Pferde

Super ist es natürlich, wenn ich von der Seite oder vorne an das Gassen-Ende kommen kann, das Pony umdrehe und dann rückwärts einparken kann. Ein toller Vertrauensbeweis!

Achte darauf die Gasse für diese Übung nicht zu lang zu machen, damit Eure Konzentration reicht und Dein Pony nicht schon vorher z.B: über die Stangen aus der Gasse tritt und sich dabei die Füße anstößt!

Denke dran: Jede Steigerung der Übung erst, wenn der Schritt davor lässig klappt!

Soweit einmal. Im nächsten Artikel geht es um Gewöhnung an allerlei Dinge in und neben der Gasse!

Viel Spaß beim Üben! Gerne kannst Du auch Deine Erfahrungen damit berichten!

Dies ist ein Beitrag meiner Co-Autorin Julia. Julia ist selbstständige Wanderrittführerin und besitzt dafür 12 Maultiere und 6 Pferde, von denen sie viele selber ausgebildet hat. Auf ihrer Seite kannst du mehr über ihre Arbeit, Kurse und Touren erfahren.