Diagnose: Blogger-Burnout

veröffentlicht von Sarah am 9. Juni 2015

DIAGNOSE

Facebook Posts, Instagram, Pinterest, Email-Postfächer, Facebook Nachrichten, Twitter, Analytics… ich bin kaputt.

Ich habe keine Lust mehr, um Aufmerksamkeit zu buhlen. Keine Lust mehr, mich durch Likes, Fans und Zahlen selbst zu bestätigen. Keine Lust mehr auf Agenturen, die irgendwelche Links kaufen wollen und auch keine Lust mehr, mein Können und meine Arbeit der Welt anzubieten, in der Hoffnung, dass sie irgendwer gebrauchen und bezahlen kann.

Ich habe keine Lust mehr, jeden Tag vor dem Laptop zu sitzen.

„3 new subscribers“ ploppt jetzt gerade in meinem Email-Postfach auf. Und ich will das nicht mehr wissen! Ich will nicht wissen, wie viele Leute meinen Blog lesen und ich will nicht mehr kämpfen, nur damit irgendwelche Zahlen mehr werden.

Zwischen meinen Wanderungen habe ich das Gefühl, eingesperrt zu sein. In meinen eigenen Wänden und zwischen meinem eigenen Besitz. Immer mit der Sorge vor dem nächsten Blick aufs Konto.

Und nein, das ist jetzt kein Gemaule in einer neuen depressiven Phase. Denn ich suche nach Wegen. Und ich schaue ganz doll darauf, dass es mir gut geht. Aber gerade deswegen habe ich das Gefühl, dass es so nicht weitergehen kann.

Ich fühle mich allein. Nachrichten von lieben Lesern im Internet können eben trotzdem nie echte Gesellschaft ersetzen. Ich mag nicht gerne alleine an Projekten arbeiten, ich bin der totale Team-Arbeiter. Ich mag auch nicht mehr jeden Tag alleine zu Hause sitzen. Ich glaube, ich mag überhaupt nicht mehr sitzen.

Kennst du Gesa von Bedouin Writer? Die ist gegangen. Einfach so. Nach Afrika. Und lebt dort jetzt ein Jahr im Outback und wird zum Safari Guide ausgebildet. Und dann? Mal schauen.

Man, die Gesa hat es leicht. Die kann einfach gehen. Und ich? Ich kann wohl schlecht Egon in ein Flugzeug packen und ihn den Elefanten vorstellen. Kann nicht mal eben so drei Wochen auf einer einsamen Insel leben, wie Ute von Bravebird.

Dann bin ich auch wieder verunsichert. Bloggen ist doch der absolute Trend. Ich soll meinen Blog „auf das nächste Level“ bringen. Doch was heißt denn das überhaupt? Auf welchem Level ist denn mein Blog und vor allem: Ist das so schlecht, da wo er ist?

Und damit möchte ich jetzt keinesfalls irgendwelche Kurse oder Workshops schlecht reden. Es gibt richtig geniale Sachen da draußen und auch aktuell. Ich selber habe ja durch das Blogcamp unheimlich viel gelernt.

Aber jetzt mag ich nicht mehr. Ich will einfach mal leben, verdammt!

In letzter Zeit beeindruckt mich vor allem Conni von Planet Backpack. Die nicht nur ihrem Blog, sondern auch ihrem Leben ein Relaunch gegönnt hat:

Was heisst es schon ein unkonventionelles Leben zu führen? Ja, von überall zu arbeiten und FUCK zum 9-5 zu sagen, aber den selben shit Lifestyle nachzugehen, wie alle anderen da draußen auch? Sich ungesund zu ernähren, seinen Körper zu vernachlässigen, seine Seele und ihre Schreie zu ignorieren, mittelmäßigen Sex zu haben, uninspirerende Beziehungen zu haben?

Unkonventionell bedeutet Dinge in Fragen zu stellen und sie dann anders, besser zu machen.

Ich habe das Gefühl, dass viele von denen, die aus dem 9-5-Leben ausgestiegen sind, jetzt auch nicht besser dran sind als vorher. Digitales Nomadentun zaubert dir auch nicht automatisch Glück und Wohlstand herbei.

Im Gegenteil: Es kann sogar richtig Angst machen. „So viele andere schaffen es doch auch, warum dann nicht ich?“, „Jetzt habe ich meinen Job gekündigt – und nun?“. Das bisherige Leben wird eingetauscht gegen eines, das auch nicht mehr Zeit für Geist und Seele lässt.

Und das wird sich bei mir nun ändern!

Wie geht es bei mir jetzt also weiter?

Ich freue mich nach wie vor sehr auf die noch geplanten Mehrtagestrips in diesem Jahr. Darauf, die unterschiedlichen Bundesländer und Menschen kennenzulernen. Das ist es, was mir wirklich Spaß macht.

Auch das darüber (live und anschließende) Berichten liebe ich. Aber eben nicht dieser Druck, den ich mir momentan selbst mache.

Die letzte geplante Tour ist Ende August. Danach habe ich zwar einige angedachte, aber keine fest gebuchten Termine. Und vielleicht muss ich dann einfach mal länger weg. Jessie von Bunterwegs startet im Oktober ihre Wanderung nach Nepal. Und vielleicht gehe ich ja ein Stück mit?

Oder laufe mit Egon eine andere Route?

Bleibt natürlich mein Job- und damit mein Geldproblem. Was will ich wirklich? Was sind konkret meine Ziele? Ich bin stolz auf meine eigene feine Marketingagentur, aber das ist noch nicht alles.

Früher wollte ich Pferdewirtin werden. Ich war eine ganz fähige Reiterin und kam auch an einen Praktikumsplatz in einem renomierten Reitstall. Aber ich habe es dann nicht gemacht. Mein Rücken dankt es mir heute vermutlich. Aber vielleicht hätte ich doch lieber einen Job im Freien lernen sollen?

Hätte, hätte..

Fest steht, dass sich irgendetwas ändern wird. Denn ich bin nicht bereit, es nochmal so weit kommen zu lassen, bis es mir richtig schlecht geht.

Irgendwie bin ich halt immer noch auf der Suche. Das ist doch auch gar nicht schlimm, oder? Ich bin seit sechs Monaten aus meinem „altem Leben“ ausgestiegen. Und man, waren das geile sechs Monate! Aber langsam muss mal ein System in mein Leben kehren. Wenigstens ein kleiner Plan, der mich noch näher an mein persönliches Glück bringt.

Und dieser Plan wird sich nicht durch irgendwelche Followerzahlen oder Statistiken definieren, soweit bin ich mir sicher!

Dieser Plan wird persönlich. Emotional. Verrückt. Höchstwahrscheinlich für niemanden nachvollziehbar. Vielleicht auch schmerzhaft. Aber das ist mir egal. Denn ich werde keine Kompromisse mehr auf meinem Weg zum Glück machen.

Ich werde es nicht bis zu einem Blogger-Burnout kommen lassen. Dafür ist mir sowohl der Blog als auch mein eigenes Glück zu wichtig. Ich werde mich dieses Mal nicht verkriechen. Sondern ich werde etwas ändern.

Und zwar so lange, bis ich verdammt nochmal der glücklichste Mensch auf dieser Erde bin.

Hallo Leben, pass gut auf! Denn ich bin bereit, dich auf den Kopf zu stellen!