Mit Pony durch die Drachenschlucht (inkl. Video)
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Erleichtert lasse ich mich auf die Bank fallen, schließe die Augen und atme tief durch. Geschafft! Selten bin ich froh, wenn ich ein beeindruckendes Stück Natur hinter mir lasse. Doch heute ist so ein Tag. Egon steht hinter meinem Rücken an einen Pfahl angebunden. Ich höre sein zufriedenes Schmatzen und versuche ihm telepathisch zu sagen, wie unglaublich stolz ich auf ihn bin. Wie lieb ich ihn habe und dass ich immer auf ihn aufpasse.
Egon verspeist unbeeindruckt von meinen Liebesbekundungen weiter sein Gras und schaut dabei mampfend in der Gegend herum.
Noch vor wenigen Minuten sind wir begleitet von Timo und Sturmi durch die Drachenschlucht bei Eisenach gelaufen. Das, was jetzt so unspektakulär klingt, war in Wirklichkeit eine zwei Kilometer lange Wanderung, die uns allen psychisch so einiges abverlangt hat.
Natürlich hatte ich mich im Vorfeld über die Drachenschlucht informiert. Von einer „wildromantischen Klamm“ war zu lesen und einer Engstelle mit „gerade einmal 68 cm“. Timo hat extra am Morgen noch einmal Egons Breite ausgemessen: Überhaupt kein Problem – das passt locker.
Los geht es also mit Sack, Pack und Hänger, den wir im Mariental auf einem Wohnmobil-Parkplatz abstellen. Schon auf dem Weg zum offiziellen Eingang der Drachenschlucht fällt uns auf, wie viele Leute hier unterwegs sind. Autos parken nahezu überall und nie sind wir mit unserer kleinen Familie irgendwo alleine. Was mich auf anderen Wanderungen oft stört, wird hier jedoch schnell zur Gewohnheit. Kinder wollen Egon streicheln, Mütter Fotos machen und ältere Ehepaare wissen, wo wir herkommen und heute noch hinwollen.
Egon hat einen überraschend schnellen Schritt aufgelegt und schon bald durchqueren wir das Tor zur Schlucht. Sofort scheint es, als hätten wir eine andere Welt betreten. Die Geräusche der nahen Straße sind immer weniger zu hören. Stattdessen plätschert ein Bach entlang des Weges, der an eindrucksvollen Steinmassiven vorbeiführt.
Die ersten hundert Meter verlaufen sehr entspannt und wir haben Zeit zum Quatschen, Fotos machen und Gras suchen. Doch dann wird es auch schon spannend. Der Weg führt nun nicht mehr entlang des Baches, sondern plötzlich darüber. Egons Hufe klappern auf Gitterrost, unter uns rauscht das Wasser und der Weg wird immer enger. Von den Seiten neigen sich Felswände in den Weg hinein und drohen uns zu berühren. Wasser tröpfelt auf den Boden, es ist dunkel, laut und nass.
Jedes andere Pony hätte wohl gezögert und am Verstand von uns Menschen gezweifelt, doch Egon läuft mir völlig entspannt hinterher. Mal nimmt er den Kopf ganz tief und schnaubt das Gitterrost an, mal zupft er mit seinem Maul vorsichtig an meiner Jacke auf der Suche nach Leckerlies. Nie zeigt er Angst oder Unwohlsein.
Timo ist übrigens damit beschäftigt den Hund zu bespaßen, die Drachenschlucht zu fotografieren und zeitgleich Egon und mich in den Felsspalten zu filmen. Kein leichter Job! 😉
Gerade als ich denke, dass dieser Weg doch ganz entspannend ist, taucht die nächste Hürde auf. Eine Treppe. An sich ja kein Problem. Egon kennt Treppen und muss diese auf unseren Wanderungen des Öfteren laufen. Doch in der Drachenschlucht ist es rutschig und die Treppe besteht aus schmalen Holzplatten ohne Rückwand. Das bedeutet, dass die kleinen Ponyhufe schnell nach hinten durchrutschen können.
Da ist von uns allen volle Konzentration gefordert.
Der Weg führt nun weiter durch die beeindruckende Drachenschlucht und ich habe das Gefühl, wirklich mitten im Nichts zu sein. Mitten im Nichts zusammen mit ganz vielen anderen Menschen 😉 Eine Mutter bleibt mit ihren Kindern stehen, alle streicheln Egon und die Tochter opfert sogar ihren Apfel und verfüttert diesen an Egon. Nach dieser Begegnung muss ich aufpassen, dass der Kleine nicht von sich aus bei jedem entgegenkommenden Menschen einen Wegezoll einfordert 😀
Während ich am Anfang noch dachte, dass es nur eine richtige Engstelle gibt, werde ich bald eines besseren gelehrt. Immer wieder führt der Weg über Gitterost durch enge Felsspalten und über kleine Stufen und Stege. Ich bin die ganze Zeit auf Egon konzentriert und obwohl ich zügig voraus gehe, damit er mir unbeirrt folgt, registriere ich jedes Geräusch und jede Bewegung hinter mir.
So richtig tricky wird es dann kurz vor dem Ende. Uns steht wieder eine offene Treppe bevor, doch diesmal bestehend aus vielen Holzstufen. So richtig hat Egon das Prinzip noch nicht verstanden und ich versuche ihn ganz langsam und Schritt für Schritt die Treppe hochzulotsen. Doch irgendwie will er schneller als ich und rutscht plötzlich mit den Hinterbeinen zwischen die Stufen. Oje! Vor meinem inneren Auge sehe ich schon, wie das Pferd sich ein Bein bricht oder von der Feuerwehr freigesägt werden muss.
Doch umso erschrockener ich bin, desto cooler ist zum Glück Egon. Mit der Kraft seiner Vorderbeine und seines Kopfes befreit er sich ruhig aus seiner misslichen Lage und wird von Timo die letzten Stufen hinaufgeführt, sodass ich mich selbst auch noch befreien kann (ich war bei der Aktion neben die Treppe gekommen).
Oben angelangt schüttelt Egon sich nur einmal kurz und läuft schon wieder zielstrebig weiter zur nächsten Treppe, die er ohne zu zögern betritt. Ich kann gar nicht oft genug erwähnen, wie mutig und tapfer mein kleines Pony ist. Zum Glück hat diese Treppe deutlich breitere Stufen, sodass alles gut geht. Noch ein letzter Anstieg und schon haben wir das Ende der Drachenschluss erreicht und stehen auf dem Parkplatz zur Raststätte Hohe Sonne.
Wir biegen nach rechts ab und laufen in den Wald hinein. Hier ist es deutlich ruhiger und wir treffen kaum andere Menschen. Nach kurzer Zeit taucht ein perfekter Rastplatz vor uns auf – eine Bank mit Aussicht und direkt davor ein Pfahl, um sein Pony anzubinden. Wirklich nett, wie Eisenach hier an uns Ponywanderer denkt 😉
Hier sitze ich also nun und bedanke mich telepathisch bei meinem Pferd. Unglaublich, was der Kleine alles mit uns erlebt und wie perfekt er jede Situation meistert. Timo setzt sich neben mich und gemeinsam streicheln wir Sturmi, der es sich zwischen unseren Beinen bequem gemacht hat. Eine ganze Stunde machen wir Pause an diesem Ort, mit Blick auf die bekannte Wartburg. Noch nie haben wir nach so kurzer Wanderung eine solch lange Pause gemacht, doch wir sind beide fix und fertig.
Irgendwann raffen wir uns auf und laufen durch den Wald zurück zum Ausgangspunkt der Drachenschlucht. Dort ist es in der Zwischenzeit sogar noch voller geworden und wir sind froh, recht früh am Vormittag losgelaufen zu sein. Nachdem Egon noch einmal von zwei Kindern gestreichelt und bestaunt wurde, verladen wir ihn wieder in den Hänger und machen uns auf den Rückweg.
Unser Fazit zur Drachenschlucht
Unsere Begeisterung über die Drachenschlucht hält lange an. Es ist definitiv eine der aufregendsten Wanderstrecken in Thüringen. Auch abends haben wir kein anderes Gesprächsthema, googeln nach Fotos und Videos und schauen uns unsere eigenen Aufnahmen an. Es ist wirklich ein beeindruckender Ort und wir wollen die Schlucht auf jeden Fall noch einmal erkunden – dann allerdings eher mit unseren Nichten und Neffe und ohne Pony.
Tipps für dich zur Location
1. Lauf früh los
Am besten kannst du die Drachenschlucht vermutlich an einem Wochentag entdecken. Wenn du aber nur am Wochenende Zeit hast, lauf auf jeden Fall pünktlich los. Zum Nachmittag hin wird es immer überfüllter.
2. Rund- oder Doppelweg?
Die Drachenschlucht selbst führt vom Mariental zur Hohen Sonne und ist von beiden Richtungen aus begehbar. Entweder du läufst denselben Weg hin und zurück (was bei diesem Weg überhaupt nicht langweilig ist) oder du machst es wie wir uns folgst dem Weg E3, der dich durch den Wald parallel zur Drachenschlucht wieder zurück zum Start führt.
3. Nimm dir Zeit
Für die Drachenschlucht solltest du dir auf jeden Fall ausreichend Zeit nehmen. Klar, 2 Kilometer sind schnell gelaufen. Doch du wirst oft stehenbleiben um Fotos zu machen, Felswände zu betasten oder auch einfach Leute vorbeizulassen.
4. Wie begehbar?
Die engste Stelle der Drachenschlucht ist 68 cm breit. Sicher nichts für Leute mit ausgeprägter Platzangst, sonst aber überhaupt kein Problem. Für Kinder ist die Drachenschlucht genial, einen Kinderwagen kannst du allerdings nicht mitnehmen.
5. Ganz tierisch
Bei einem anderen Bericht habe ich gelesen, dass die Autorin die Drachenschlucht nicht für Hunde empfehlen würde. Das ist meiner Meinung nach Quatsch. Jeder Hund kann hier mitgeführt werden, der über Gitterroste läuft. Mit Pony würde ich aufgrund der offenen Treppen dort wohl aber nicht wieder langlaufen.
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