Sonnenschein und Mückenstiche – Mit Pferd, Hund und Kleinkind in der Uckermark

veröffentlicht von Sarah am 12. Juli 2017

„Keine Zeit! Ich muss als allererstes das Pferd versorgen, der steht seit 7 Stunden auf dem Hänger!“ Ja, ich gebe zu, meine Begrüßungen nach langen Hängerfahrten gewinnen nicht gerade einen Preis in Sachen Höflichkeit. Ich habe aber auch wirklich nicht gewusst, dass die Fahrt so lange dauern würde.

Aber nun sind wir endlich gut an unserem Ziel angekommen – in Angermünde, genauer gesagt im Ortsteil Wolletz und da direkt beim Gut Wolletz. Dabei war die Fahrt für Egon wahrscheinlich entspannter als für den Rest von uns im Auto. Denn so lange ein bewegungsfreudiges Kleinkind zu bespaßen, ist gar nicht so einfach.

Jetzt läuft Egon entspannt die Hängerklappe hinunter und stürzt sich sofort auf das saftige Gras. Zu dem Privatgrundstück der Gutsbesitzerin gehört auch ein Stall, aber ich entscheide mich, Egon bei dem guten Wetter draußen zu lassen. Also baut Timo unseren Wanderreitzaun im Gras mit Seeblick auf.

Ein bisschen neidisch bin ich ja schon auf Egon, aber als ich kurz danach unsere Wohnung betrete, verblasst der Neid. Denn auch unser Domizil ist wirklich der Wahnsinn (und im Übrigen fast so groß wie unsere Wohnung zuhause 😀 ).

Da wir erst abends angekommen und alle entsprechend geschafft sind, essen wir unser Abendbrot bei uns in der Wohnung. Es gibt regionale Delikatessen, die uns die super liebenswürdigen Gut- und Restaurantmitarbeiter sogar extra vorbei bringen. Zusammen mit kaltem Obstsaft – hach, perfekt.

Abends schaue ich natürlich nochmal nach Egon, den ich aber auch hören könnte, sollte er wiehern. Tut er aber nicht. Stattdessen steht er ganz entspannt da und döst. Ich gebe ihm noch etwas Heu und wünsche ihm eine angenehme Nacht.

Wanderung auf dem Wolletzsee Rundweg nach Altkünkendorf mit Hund, Pferd und Kind

Unser Morgen beginnt wie gewohnt um kurz nach 6 mit einem hellwachen und durchs Babybett springenden David. Im Gegensatz zu Zuhause können wir hier in unserer Ferienwohnung aber sogar alle zeitgleich ins Bad.

So sind wir dann auch schon früh mit David und Sturmi draußen und besuchen erst einmal Egon. Timo steckt den Zaun ein bisschen weiter und Egon mummelt zufrieden sein Grasfrühstück.

Wir laufen erst einmal mit dem Hund zum See und bewundern die örtlichen Badestellen. So klares Wasser und so gutes Wetter!

Kurz danach sitzen wir im Kaffee Konsum für unser Frühstück. Der Kaffee Konsum war, wie der Name schon sagt, in der DDR ein Konsum für „Waren des täglichen Bedarfs“. Es folgte die Schließung und eine komplette Sanierung und nun verwöhnt der Konsum mit ausschließlich selbstgebackenem Kuchen, Kaffee und Burger.

Wir haben das Glück als Gäste des Gut Wolletz hier sogar Frühstück zu bekommen und lassen es uns richtig gut gehen. Die restlichen Brötchen packen wir ein. Für später.

Denn heute steht natürlich die erste Wanderung an. Egon wartet schon ungeduldig, als wir mit Sack und Pack und Mario von der tmu Tourismus Marketing Uckermark GmbH später vor ihm stehen.

Mario bekommt das Kind in die Hand gedrückt (der sichtlich vom langen Bart beeindruckt ist und immer wieder dran ziehen will) und Timo und ich beladen Egon.

Dann geht es los: Auf dem Wolletzsee Rundweg folgen wir der Straße von Wolletz nach Altkünkendorf. Wir laufen dafür auf der Straße, die jedoch kaum befahren wird. Links haben wir immer wieder einen Blick aufs Wasser.

Egon läuft munter voran und David schläft nach ein paar Schritten ein. Es ist angenehm warm und ich bin froh, dass wir für David noch eine Mütze mit Krempe zuhause im Schrank gefunden haben. So ist er komplett vor der Sonne geschützt.

Wenig später zücken Timo und Mario die Fotoapparate. Biber haben hier ziemlich deutliche Spuren an den Bäumen hinterlassen. Schon beeindruckend, was die so ausrichten können.

Schließlich erreichen wir Altkünkendorf. Hier wollen wir uns die Grumsiner Brennerei ansehen, die bekannt für ihren Gin und ihr schönes Außengelände ist.

Wir entscheiden uns aber, erst einmal Pause zu machen, denn David ist inzwischen aufgewacht und macht klar, dass er nun doch lieber wieder selber laufen möchte.

Wir setzen uns also auf einen „Wanderparkplatz“, einen abgetrennten Bereich eines Privatgartens extra für Wanderer. Wie schon vor zwei Jahren im Hohen Fläming, bewundern wir die Eigeninitiative der Brandenburger.

Egon genießt das Gras, Sturmi den Schatten und David die Beinfreiheit.

Ich laufe mit Mario noch einmal zur Brennerei zurück, die direkt um die Ecke liegt, und wir bekommen einen kleinen Einblick in das Gelände. Erst 2015 wurde die Brennerei gegründet, aber ihr Gin schmeckt jetzt schon hervorragend, wie ich feststellen darf.

Noch mit dem fruchtigen Geschmack im Mund laufen wir wieder zurück zu Timo, der erfolgreich Tiere und Kind gehütet hat. Da Mario noch einen Termin hat, verabschiedet er sich und läuft schon einmal ohne uns zurück.

Wir genießen die Pause noch ein bisschen und machen uns dann auch auf den Rückweg. Einen kleinen Abstecher machen wir jedoch noch, entlang zwischen Wiesen mit wunderbaren Weitblicken auf die Seen.

Kurz danach bemerken wir jedoch das sommerliche Markenzeichen der Uckermark: Mücken. Und zwar scharenweise.

Wir drehen sicherheitshalber wieder um und auf der Straße sind zum Glück weniger der unangenehmen Begleiter hinter uns her. Trotzdem hat Egon es plötzlich super eilig wieder zurück zu kommen. Das ist der Nachteil, wenn man denselben Weg hin und zurück läuft: Das Pferd denkt dann immer schon an Pause und saftiges Gras 😉

So geht es also ziemlich fix und wir sind wieder zurück am Gut Wolletz. Egon darf auf seine kleine Weide und wir sitzen bald schon wieder im Kaffee Konsum. Das hat nämlich nur bis 17 Uhr auf und wir wollen doch die hausgemachten Burger nicht verpassen.

Die (eigentlich ja recht kurze) Wanderung hat uns wirklich hungrig gemacht und so verspeisen wir nicht nur jeder einen Burger, sondern danach jeder auch noch ein Stück Kuchen. Jetzt kugele ich auch mehr zurück als dass ich gehe, aber es hat sich gelohnt.

Da das Wetter so absolut fantastisch ist, legen wir uns noch ein Weilchen auf die Liegestühle vor unserer Wohnung. Sturmi suhlt sich auf dem Rasen und David klettert auf Timo auf und ab.

Als David später draußen einschläft, tragen wir ihn ins Bett und gehen selber auch früh schlafen.

Von Wolletz zum NABU-Naturerlebniszentrum Blumberger Mühle

Ich wache auf und stelle fest: Das Wetter ist immer noch fantastisch! Während es bei unseren Freunden zuhause in Strömen gießt, strahlt mir die Sonne entgegen.

Wir beginnen unseren Tag wie den vorherigen: Weide für Egon weiterstecken, mit dem Hund spazieren gehen und Frühstück im Kaffee Konsum.

Dann geht es ans Pferd bepacken. Gar nicht so einfach, wenn währenddessen ein 8kg Gewicht auf dem Rücken hin und her schwappt und lustige Laute von sich gibt.

Heute laufen wir in die entgegengesetzte Richtung und diesmal auch weg von der Straße und direkt am See entlang. Die Aussicht ist einfach fantastisch und ein bisschen bin ich an unsere Flitterwochen in Schweden erinnert.

Der Weg ist insgesamt etwas anspruchsvoller, was ich mag. So bleiben Egon und ich schön wach und müssen mehr miteinander kommunizieren und aufeinander vertrauen. Wie immer ist er super brav und macht alles ganz toll mit. David ist inzwischen auch wieder eingeschlafen, was das Wandern deutlich angenehmer macht.

Nachdem wir einer Weile dem See gefolgt sind, biegen wir an einem Nebenarm ab, in eine Art Sumpfgebiet.

Und wer lebt in so einem feuchten, warmen Klima? Richtig, die uckermärkischen Mücken. Und zwar gefühlt alle.

Ich haue mit den Armen um mich, haue meine Hände gegen die Beine, springe wild auf und ab, doch es hilft alles nichts. Fast im Sekundentakt werde ich gestochen, denn die Biester gehen auch durch meine Langarm-Baumwoll-Bluse. Während Timo nur zwei kleine Stiche davon trägt, sehe ich bald aus wie gefoltert.

Auch Egon findet die Mücken sichtlich nervig und so sind wir alle froh, das Wasser dann doch hinter uns zu lassen. Weiter geht es entlang Wiesen und Rinderherden.

Inzwischen ist es recht schwül geworden und wir schwitzen alle wie verrückt. Auch David möchte bald aus der Trage und so nimmt Timo ihn kurzerhand auf den Arm, wo David sich sofort das Handy schnappt und die Navigation übernimmt 😉

So gut geleitet erreichen wir bald unser Tagesziel: Das NABU-Naturerlebniszentrum Blumberger Mühle. Timo läuft schnell rein und kommt wenig später mit einer lieben Mitarbeiterin wieder, die uns eine Wiese gegenüber vom Hauptgelände öffnet. Hier dürfen wir Egon an einen Baum binden und grasen lassen.

Nachdem er mit allem versorgt ist, sitzen Timo, David, Sturmi und ich im Innenhof das Zentrums und schlürfen Eisschokolade. Puh, ist mir warm.

Timo und David besuchen anschließend die Ausstellung, während ich mit Sturmi draußen warte. Dann geht es für uns in die Außenanlage, wo wir Schafe und Schildkröten bewundern.

„Boah, was ist denn DAS?“ höre ich plötzlich Timo rufen und finde ihn inmitten einer Schulklasse, die gerade Pflanzen und Tierchen aus einem Teich fischen und sichtlich irritiert sind, wo der große fremde Mann plötzlich herkommt. „Sowas hab ich ja noch nie gesehen!“. „Ja, ähm, irre, Schatz, das schleimige Etwas da ist wirklich… sehr interessant“, ziehe ich ihn etwas verlegen weiter.

Da ich Egon nicht so lange alleine lassen möchte, besuchen wir bei Weitem nicht alles, was das NABU Zentrum zu bieten hat. Hier kann man sich bestimmt einen ganzen Tag aufhalten. Wir stehen stattdessen wieder bei Egon und ich beäuge die Wolken misstrauisch. Da wird doch wohl nicht noch ein Gewitter aufziehen?

Wir entscheiden uns, den Radweg zurück nach Wolletz zu laufen. Teils wegen der dunklen Wolken, teils weil wir auch keine Lust verspüren, den Mücken auch noch einen Nachmittagsimbiss zu bieten.

So schlendern wir gemütlich an Fischteichen, kleinen Häuschen und imposanten Bäumen vorbei.

Auf dem letzten Stück fängt David wieder an zu weinen und darf an Timos Händen mitlaufen. Irre, wie schnell so ein kleines Kind schon sein kann.

So kommen wir entspannt, aber aufgrund der Schwüle echt durchgeschwitzt, wieder in Wolletz an, wo Egon ein komplett neues Grasstück bekommt. Wir Menschen müssen uns erst einmal abkühlen und genießen wieder die riesige Dusche und unsere angenehm kühle Ferienwohnung.

Danach geht es wieder zum Burger essen ins Kaffee Konsum und anschließend auf die Gartenliegen. Ich genieße, wie still es hier ist. Nur ganz selten fährt ein Auto vorbei. Ansonsten hört man nur die Vögel zwitschern.

Bevor wir ins Bett gehen, entscheide ich mich dafür, Egon für die Nacht in den Stall zu stellen. Die Wettervorhersage verkündet ab 23 Uhr schwere Unwetter und das muss ich meinem Pferd nicht alleine draußen zumuten. Also geht es in den Stalltrakt und dort in eine riesige Box voll mit Stroh und Heu.

Egon ist von meiner Idee sichtlich begeistert und untersucht sofort, ob er nicht vielleicht auch noch Haferreste irgendwo finden kann. So beschäftigt kann ich ihn guten Gewissens zurücklassen.

Die Rückfahrt von der Uckermark zurück nach Hause

Den nächsten Morgen wache ich um 5 Uhr auf. Mein Blick geht sofort zum Fenster: Alles noch trocken. Vorsichtig stehe ich auf, um meine Männer nicht zu wecken und schleiche zu Egon. Wenn es doch nicht regnet, kann er ja noch etwas grasen. Da wir den Zaun schon abgebaut haben, pflocke ich ihn im Garten an.

Danach wecke ich die Jungs und laufe mit Sturmi ein Stück spazieren. Nach dem letzten super leckeren Frühstück müssen wir packen. Da David unbedingt mithelfen will, dauert alles doppelt so lange.

Gerade als ich die ersten Taschen ins Auto packen will, beginnt ein Starkregen. Mist, hätte das nicht noch eine halbe Stunde warten können? Da es jetzt auch noch anfängt leise zu donnern, schmeißen wir alle Sachen einfach nur ins Auto und hängen den Hänger schnell wieder an.

Nur wenige Minuten später steht Egon drin und wir fahren los. Auf dem Rückweg halten wir nochmal kurz beim NABU Zentrum (ich hatte meinen Anbindestrick dort vergessen) bevor es wieder für 7 Stunden auf die Autobahn geht. Und so traurig ich bin, die Uckermark zurück zu lassen, so froh bin ich über unser Wetterglück, das wir beim Wandern hatten. Denn die nächsten 2,5 Stunden fahren wir ohne Unterbrechung von einem Unwetter ins nächste. Zum Glück steht Egon ganz ruhig auf dem Hänger, vermutlich hört er den Donner bei dem lauten Regen kaum.

Abends kommen wir alle wohlbehalten wieder zuhause an, wo wir in einer Regenpause Egon wieder zu seinen Kumpels stellen können, die sich sichtlich freuen.

Wir hatten unfassbares Glück mit dem Wetter, eine total hübsche Unterkunft für uns und Egon und super liebe Menschen um uns herum. Wieder einmal eine absolut gelungene und entspannte Tour in einem meiner Lieblings-Bundesländern, in einer Gegend, die ich dir (mit oder ohne Pferd) nur empfehlen kann.

Alle Infos zu unserer Uckermark Tour auf einen Blick

Unterkunft: Gut Wolletz

Esse: Kaffee Konsum

Wanderweg: Wolletzsee Rundweg

Rastplätze: Grumsiner Brennerei / NABU Zentrum

Warst du auch schonmal in der Uckermark? Wie hat dir mein Bericht gefallen? Schreib mir gerne einen Kommentar!