Mein Weg über den Zaun

veröffentlicht von Sarah am 19. Dezember 2014

Zaun-Header

Warum tue ich mir das eigentlich an? – Das ist der Gedanke, der seit Tagen in meinem Kopf herumschwirrt. Morgens, mittags, abends, nachts. Ich kann nicht mehr gut schlafen, Essen schmeckt mir nicht mehr und ich bin gleichzeitig unruhig und kaputt. Mache ich das Richtige? Habe ich die richtige Entscheidung getroffen?

Ich fühle mich, als hinge ich über einem Zaun. Einem mit Stacheln. Ich hänge hier oben und schaue hinüber. In die andere Welt. Die neue. Die unheimliche.

Hinter mir liegt der mir bekannte Ort. Dort bin ich aufgewachsen, habe gelernt, geliebt und war behütet. Ich wusste, was jeden Tag mit mir passiert. Alles war planbar und ich war sicher.

Sicher und doch nicht glücklich.

Jetzt hänge ich hier und meine Hände beginnen zu bluten. Der Zaun sticht mir in die Arme und überhaupt fühle ich mich nicht wohl. Es ist unbequem und es tut weh.

Die Leute auf der bekannten Seite des Zaunes rufen mir zu. Bleib doch hier! Was willst du denn da drüben? Hier ist es sicher!

Es sind auch meine Freunde und Bekannten, die rufen.

Doch ich weiß, dass ich keine Wahl habe. Dass ich mir selbst diese Wahl schon vor Jahren abgenommen habe.

Deswegen muss ich weiter, auch wenn es nicht leicht ist. Auch wenn mich kaum jemand versteht. Ich bin so neidisch, sagen manche. Und kommen doch nicht mit. Wenn es dir auf der anderen Seite gut geht, komme ich vielleicht nach, sagen die anderen. Und bleiben zurück.

Diesen Weg über den Zaun muss ich ganz alleine gehen.

Viel kann ich von der neuen Seite noch nicht sehen. Ich weiß nicht, welche Gefahren auf mich warten. Und ja, ich habe Angst. Sehr große sogar.

Angst, dass ich nicht genügend Essen finde. Meine alten Freunde nicht oft wiedersehe. Verloren gehe. Nicht glücklich bin. Meine Entscheidung bereue.

Der Zaun wird mein Leben in zwei Teile teilen, ebenso wie er zuvor meine Welt geteilt hat. Natürlich kann man den Zaun von beiden Seiten überklettern. Aber so wie es sich derzeit hier oben anfühlt, möchte ich das nicht noch einmal erleben.

Ich bin sicher, dass es auch nach der Landung noch eine Weile dauert, bis ich angekommen bin. Ich werde meine Ruhe brauchen, damit die Wunden an meinen Händen heilen können. Damit ich die Kraft habe, loszulaufen in diese unbekannte Welt.

Doch während ich hier über dem Zaun hänge, kommt auch noch ein anderes Gefühl dazu: Erleichterung.

Erleichterung dafür, dass ich endlich angefangen habe, auf den Zaun zu klettern. Erleichterung darüber, dass ich eben nicht mehr weiß, was jeden Tag passieren wird. Dass sich mein Freitag heute sehr wohl von dem in 4 Wochen unterscheidet.

Erleichterung darüber, dass ich wieder neugierig auf jeden Tag sein kann.

Und deswegen klettere ich nun mit beiden Beinen über das obere Zaunende und halte mich nur noch mit den Händen fest. Natürlich schaue ich zurück. Ich werde auch dann noch zurückschauen, wenn ich komplett auf der neuen Seite stehe. Doch dann wird es kein Zurück mehr geben.

So lange habe ich gezögert, diesen Schritt zu gehen. So lange stand ich vor dem Zaun und bin doch nie geklettert. So lange habe ich mir eingeredet, dass ich mit dem Leben auf der neuen Seite nicht klar kommen werde. Dass alles gut sei, wie es ist.

So lange, dass ich es mir fast geglaubt hätte.

Ich weiß nicht, was mein erster Schritt auf der neuen Seite sein wird. Aber gerade das erleichtert mich auch. Vorsichtig nehme ich meine Hände vom Zaun. Dann stoße ich mich ab und springe.

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Heute ist mein letzter Arbeitstag als Angestellte. Ich habe meinen Job gekündigt, um noch mehr Freiheit zu spüren. Ich möchte diesen Blog noch weiter vorwärts bringen. Außerdem werde ich als Marketing Beraterin arbeiten. Ich weiß nicht, was kommt, aber ich weiß, dass ich glücklich sein werde.

Danke an euch alle, für eure Unterstützung und lieben Worte. Ohne euch wäre ich nie auf den Zaun geklettert. Ohne euch würde das alles nicht funktionieren. Danke, dass ihr an mich glaubt. Danke, dass ihr diesen Blog zu dem macht, was er ist. Ein dicker Schmatzer von Egon und mir!!