Mit dem Packpony durch die Sächsische Schweiz – Teil 3

veröffentlicht von Sarah am 9. Juli 2015

10 Tage Sächsische Schweiz

Ich war gemeinsam mit Marie und ihrer Shetty-Stute Kessy 10 Tage lang in der Sächsischen Schweiz unterwegs. Lies hier Teil 1 unserer Wanderung und hier Teil 2.

Tag 8 – Krippenberg nach Papstdorf

Der nächste Tag soll unser Ruhetag werden und ich freue mich schon riesig darauf. Mein Körper macht zwar erstaunlich gut mit, aber ich merke, dass ihm eine kurze Pause doch ganz gut tun würde.

Doch leider wird aus der erhofften langen Pause nichts. Nach einer halben Stunde im Wald müssen wir umdrehen: Treppen. Und zwar so, dass sie mit Packponys einfach nicht zu überwinden sind. Wir laufen das ganze Stück zurück und anschließend einen großen Bogen durch die Dörfer.

Steine Sächsische Schweiz

Endlich kann ich Papstdorf, unser Tagesziel sehen. Doch wie kommen wir da hin? Die eingezeichneten Feldwege existieren schlicht nicht mehr. Schließlich bahnen wir uns unseren Weg durch das hohe Gras.

Beim Alten Gutshof in Papstdorf angekommen (hier kannst du meine Bewertung des Hofes lesen) warten schon die Reitkinder von Kessy auf Marie. Da wir einen halben Tag Pause eingeplant hatten, hätte das zeitlich eigentlich kein Problem sein sollen. So stelle ich Egon alleine in eine Box, während Marie mit Kessy wieder los möchte. Doch nicht mit Egon!

Er ist inzwischen so in die kleine Stute verschossen, dass er in Panik ausbricht und kurzerhand durch die Gitterstäbe springt.

Egon in der Box

Meine Gedanken schwanken zwischen einigen Schimpfwörtern und „Wow, ist der schlank geworden!“. So muss Egon im Außenpaddock warten, wo er die daneben am Gartentisch sitzende Familie eine Stunde lang mit Wiehern unterhält.

Das kann ich jetzt eben auch nicht ändern und entspanne solange im Innenhof des Gutshofes. Und wow, hier lässt es sich aushalten! Mia und Gerd, die Betreiber des Hofes, verwöhnen mich nach Strich und Faden. Während ich noch an meiner Holundersaft-Schorle schlürfe, stellen sie schon zwei frischgebackene Kuchen auf den Tisch.

Später kommt dann auch Marie wieder mit dazu und wir kugeln uns anschließend fast in unser Zimmer. Und überhaupt: Ein Zimmer! Ganz für uns alleine! Mal eine Nacht nicht im Zelt schlafen, sondern den Luxus einer echten Bettdecke und eines eigenen Badezimmers genießen. Und eines schnellen WLANs 😉 Sogar die Aussicht aus den Fenstern ist fantastisch – wir können Papstdorf, die Schrammsteine, den Papststein und den Gohrisch bewundern.

Aussicht Papstdorf

Begeistert habe ich es mir auf einem Sessel gemütlich gemacht und surfe durch das Internet. Doch zum Glück bleibt mir dafür gar nicht viel Zeit, denn wir sind eingeladen, den Abend mit Mia und Gerd sowie zwei der vier Kinder im Wintergarten zu verbringen.

Es wird gegrillt und für uns gibt es allerlei (vegetarische) Leckereien. Abgerundet wird alles mit einem Gläschen Sekt und einem Schoko-Fondue.

Ich bin begeistert. Nicht nur, dass das Essen natürlich bombastisch ist, sondern auch über die Art, wie der Hof aufgebaut und Instand gehalten wird. Mia und Gerd haben sich vieles selber beigebracht und halten jetzt Araber und Isländer, eine Rinderherde, machen ihr Heu selber, pflegen alte Obstbäume und –sträucher, können mir den Unterschied zwischen Rauch- und Mehlschwalben erklären und sind einfach unglaublich liebenswert.

Tag 9 – Papstdorf nach Rosenthal

Der Abschied am nächsten Tag fällt mir schwer, aber er wird dadurch versüßt, dass Clarissa von La Vida Colorista noch einmal mit dabei ist. Bei unserem letzten Shooting an der Brandaussicht hatten die Ponys kein Gepäck auf dem Rücken und heute soll auch dieser Aspekt des Wanderns festgehalten werden.

Packsattel Egon

Foto von La Vida Colorista

Da wir aber keinen Rundweg laufen, dreht Clarissa nach einiger Zeit um und läuft zurück zu ihrem Auto. Wir ziehen weiter – auf einem Weg, der kerzengerade durch den Wald verläuft.

In meinem Kopf verwischen die Erinnerungen. Was haben wir nochmal gestern gemacht? Und was den Tag davor? Ich kann mich an viele Eindrücke erinnern, aber nichts an einen Tag binden.

Pony in der Sächsischen Schweiz

Der Weg ist heute nicht besonders spannend, aber für mich gar nicht verkehrt, denn irgendwie habe ich mich in der letzten Nacht etwas erkältet. Typisch, da schläft man eine Nacht mal nicht im Zelt und schon wird man krank.

Aber ganz so schlimm ist es zum Glück nicht und wir erreichen relativ früh den Naturhof Ruppert in Rosenthal. Nach der wundervollen Nacht in Papstdorf ist das für uns allerdings wie ein kleiner Kulturschock.

Doch noch bin ich frohen Mutes, auch wenn wir eine Stunde lang auf die Hofbesitzerin warten müssen. In der Zwischenzeit zeigen mir zwei andere Wanderreiter, die kurz vor uns angekommen sind, den Hof. Da sinkt mir der Mut allerdings. Denn die Weiden sind alle belegt und der Stall besteht aus einem Schaf und einer Mist-Matte. Niemals stelle ich meinen Egon da rein.

Das sieht die Betreiberin des Hofes anders, als sie schließlich auftaucht. Nach etwas Diskutieren bekommen wir dann aber zum Glück den Vorgarten, in dem wir uns selbst einen Zaun ziehen dürfen. Hier mümmeln die Kleinen glücklich das hohe Gras und auch wir haben ein bisschen unsere Ruhe.

Pause mit Packpony

Tag 10 – Rosenthal nach Rathen

Erstaunlicherweise gibt es am nächsten Morgen sogar warmes Wasser in der Camping-Dusche und so starten wir doch sehr gut gelaunt in den Tag, während Egon noch etwas liegen bleibt.

Frühstück mit Egon

Unser Gepäck lassen wir auf dem Naturhof stehen und gehen so zügigen Schrittes voran.

Es stehen einige Kilometer auf dem Plan und wir wollen es unbedingt bis nach Rathen schaffen, wo wir am Nachmittag abgeholt werden. Marie treibt mich ganz schön an, doch inzwischen kennt sie mich so gut, dass sie mich mit Schokolade am Zielort locken kann.

Wandern Sächsische Schweiz

Egon läuft zum Glück wirklich super und so kommen wir sehr schnell voran. Das anstrengende Lauftempo wird uns außerdem durch einen Panoramablick auf den Pfaffenstein und die Barbarine versüßt.

Barbarine

Wir lassen kurz danach das Labyrinth, eine Felsformation hinter uns, das am Pfingstmontag von Familien mit Kindern nur so überseht ist.

Uff, dieses Tempo ist irgendwie nichts für mich, aber jetzt hat mich der Ehrgeiz gepackt und ich möchte unbedingt das Endziel erreichen.

Wir haben noch einen tollen Blick auf die Festung Königstein bevor es dann wirklich an die letzten Kilometer geht.

Festung Königsfels

Wir lassen die Bärensteine und den Rauenstein links von uns, während wir rechts immer wieder auf den imposanten Lilienstein schauen. Eine ganz besondere Aussicht kommt dann kurz vor Ende unserer Etappe: Links von uns tut sich plötzlich der Startpunkt unserer Tour auf: Das Hotel an der Bastei. Unglaublich, dass wir dort erst vor wenigen Tagen standen und noch keine Ahnung hatten, was die nächsten Tage bringen würden.

Hotel an der Bastei

Am Ortsschild von Rathen muss ich das erste Mal jubeln. Irgendwie wäre jetzt eine Ziel-Einlauf-Musik passend. Wo ist dieser Querflötenspieler vom Schloss Pillnitz nur, wenn man ihn wirklich braucht?

So schleppe ich mich den letzten Kilometer bis zur Elbe, wo Egon sich erst einmal begeistert wälzt und ich Zeit habe, endlich die lang versprochene Schokolade zu verputzen.

Elbe Rathen

Als wir gerade aufbrechen wollen fährt sogar noch ein Schiff vorbei. Gut, dass Marie ihren Fotoapparat gleich parat hatte!

Schiff in Rathen Sächsische Schweiz

Kurz danach werden wir auch schon mit meinem Auto und Hänger wieder abgeholt. Noch schnell das Gepäck in Rosenthal holen und dann wieder auf die Weide von Kessy zurück.

Waren wir hier wirklich erst vor ein paar Tagen? Irgendwie ist in der Zwischenzeit so vieles passiert und ich fühle mich ganz verändert.

Zelten mit Pony

In der letzten Nacht fängt es dann noch einmal so richtig an zu regnen und am nächsten Morgen ist alles aufgeweicht. Doch statt mich zu ärgern, bin ich einfach nur unglaublich froh, was wir bisher für ein Glück mit dem Wetter hatten.

Dieses tolle Gefühl gemeinsam mit Egon 10 Tage gewandert zu sein und dabei so viel erlebt zu haben, hält auch noch an, als ich meine nassen Klamotten in meinem Auto verstaue.

Ich fühle mich vom Kopf her unglaublich entspannt und frei und körperlich bin ich, von der Erkältung mal abgesehen, vermutlich so fit wie schon lange nicht mehr.

Außerdem freue ich mich, dass ich mit Marie so eine tolle Reisebegleitung hatte. Ihre Stute Kessy ist natürlich sowieso ein Traum, aber auch bei uns hat es zwischenmenschlich einfach super funktioniert und ich finde, wir haben uns perfekt ergänzt. So packe ich nach 10 Nächten mein kleines Zelt zusammen und muss beim Gedanken an Maries erste Worte grinsen.

Header-Foto von La Vida Colorista