Von Knei(p)pen und versteckten Dörfern – Auf dem Lahn-Dill-Berglandpfad und dem Westerwald-Steig

veröffentlicht von Sarah am 10. September 2015

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Wer, wie, was, wo?? Die ersten vier Tage meiner ganz persönlichen Höhen- und Tiefenwanderung kannst du hier nachlesen.

Tag 5: Irgendwo im Nichts – Oberndorf

Der wärmste Tag der Wanderung ist angesagt und ich möchte so früh wie möglich am Zielort sein. So schnell wie möglich packen wir alles zusammen und machen uns auf den Weg.

Wandern auf dem Lahn-Dill-Berglandpfad

Es ist wirklich unglaublich warm und wir kommen schon früh morgens ins Schwitzen. Da entdecken wir kurz hinter Bad Endbach ein Kneippbecken im Wald.

Perfekt für eine kleine Abkühlung!

Kneippbecken Bad Endbach

Aufgrund der Hitze entscheiden wir uns dafür ein kleines Stück abzukürzen und kurz vom Lahn-Dill-Bergland-Pfad abzuweichen. Ein Glück, denn so machen wir einen ganz besonderen Fund: Ein zerfetzter Luftballon mit einer Karte daran.

Die Grundschule Mülheim hat 300 Luftballons zu einem Weitflugwettbewerb entlassen. Und unser Exemplar ist wirklich extrem weit gekommen.

Luftballon Weitflugwettbewerb Fund

Da wird sich der kleine Nick sicherlich freuen, wenn er Post von uns bekommt. Wir drücken auf jeden Fall alle Daumen, dass dein Luftballon der weiteste war!

Gegen 15 Uhr erreichen wir unser Ziel – die Heuherberge in Oberndorf, wo wir gleich herzlich empfangen werden.

Heuherberge Oberndorf

Wir haben einen eigenen Teil des Gartens ganz für uns und begeistert lege ich mich auf die Sonnenliege. Jetzt bloß nicht einschlafen, schließlich wollen wir doch noch den Biergarten besuchen 😉

Das zeigt sich auch als sehr gute Entscheidung. Die Gaststätte Zur Linde hat neben sehr gutem Essen auch leckere Sommergetränke auf der Karte.

Flammkuchen Gaststätte Oberndorf

Neben Wanderern und Radfahrern treffen sich hier auch die Oberndorfer Bürger, die das Ortsleben besprechen und uns Fremde interessiert ausfragen. Wir fühlen uns sofort wohl in diesem kleinen und leider etwas von den Wanderwegen abgelegenen Dörfchen. Ein Besuch lohnt sich definitiv!

Die Nacht im Heu ist übrigens ganz wunderbar – nicht zu hart, nicht zu weich und auch überhaupt nicht stachelig.

Übernachtung im Heu Oberndorf

Auch Egon fühlt sich so wohl, dass er am Morgen noch ein bisschen weiter döst, während wir schon frühstücken.

Schlafendes Packpony

Tag 6 – Oberndorf – Herborn

Gut gelaunt starten wir am nächsten Morgen wieder pünktlich in den letzten Tag auf dem Lahn-Dill-Bergland-Pfad.

Wandern Lahn-Dill-Bergland in Hessen

Weil es immer noch sehr warm ist und der eigentliche Weg viel über offene Felder führt, entscheiden wir uns dafür, an manchen Stellen ein klein wenig abzukürzen.

Eine Entscheidung, die ich kurz später bereuen werde. Der auf der Handy-Karte eingezeichnete Weg endet plötzlich im Gestrüpp. Einziger Ausweg: Ein Kanalrohr, das unter der Bundesstraße durchführt.

Es ist eng, es ist saudunkel, ich habe Angst. Egon nicht. Unbeirrt klappern seine Hufe hinter mir. Während ich mich in dem schmalen Rohr beklemmt und eingeengt fühle, folgt er mir unbeirrt bis ans andere Ende.

Mit Pferd durch Kanalrohr

Doch dort wartet leider eine Böschung. Jetzt nochmal ganz umkehren? Kommt nicht in Frage. Auf allen Vieren krabbele ich den Berg hinauf, schlucke Sand und verheddere mich in Dornen. Endlich oben angelangt sehen wir aus als hätten wir ein 10-Tages-Camp in der Wildnis bestanden. Oder wären durchgefallen 😉

Ich bin froh als wir endlich die Stadt Herborn erreichen.

Pony in Herborner Innenstadt

Wir dürfen Egon im Reitverein Herborn unterstellen und beziehen unser Zimmer beim Gutshof Herborn , wo wir erst einmal den Whirlpool belagern bevor wir wie immer todmüde ins Bett fallen.

Tag 7: Herborn – Erdbach

Der siebte Tag unserer Wanderung steht bevor. Ab wann tritt eigentlich Gewohnheit ein? Nach einer Woche fühle ich davon noch nichts.

Gruppenfoto auf dem Westerwald-Steig

Heute wechseln wir auf den Westerwald-Steig, der uns gewohnt bergauf führt. Bis zum Nachmittag sind Gewitter angesagt und ich habe lange mit mir gehadert, ob wir trotzdem loslaufen sollen. Wir haben Glück. Es gewittert nicht. Dafür gelangen wir in einen Platzregen, der auch sobald nicht wieder aufhört.

Wandern im Regen

Klitschnass erreichen wir am Nachmittag das Vereinsgebäude der Erdbacher Schützen, wo schon ein Zettel für uns an der Tür klebt. Noch während unseres Anrufes springen Biggi und Reinfried in ihr Auto und nehmen uns nur wenige Sekunden später in Empfang.

Ich erwähne meine Idee, die Chance zu nutzen und noch schnell ohne die Tiere die nahe Tropfsteinhöhle zu besichtigen, da wird es plötzlich hektisch. Die letzte Führung ist um 16 Uhr, es ist 15:50. Also schnell Egon in den umzäunten Garten eingesperrt, wieder ins Auto gesprungen und los geht’s.

Wir kommen tatsächlich gerade noch rechtzeitig an und stehen noch etwas außer Atem weniger später 30 Meter unter der Erde.

Herbstlabyrinth Erdbach

Die Höhle, auch genannt das Herbstlabyrinth, ist wirklich beeindruckend. Ich bestaune die vielen Formationen, die gelungene LED-Beleuchtung und genieße es, einmal nicht ans Laufen und an die Tiere denken zu müssen.

Nach der Besichtigung fahren uns Biggi und Reinfried wieder zurück zum Schützenhaus. Doch was ist da los? Das Auto steht noch nicht mal, schon reiße ich die Tür auf und springe heraus. Eine ganze Gruppe von Erdbachern steht dort um mein Pony versammelt vor der Tür.

Es kann keine Minute gedauert haben, da hat Egon alle Ausbruchsmöglichkeiten gecheckt und ist vergnügt ins nächste Dorf gelaufen.

Mein Herz rast und wir verfrachten Egon nun hinter seinen Elektrozaun. „Ich mach euch erstmal ein Radler“, sagt Biggi nach dem Schrecken und wenig später haben wir nicht nur dieses, sondern eine extra nur für uns gekochte Mahlzeit vor uns stehen.

Essen im Schützenhaus Erdbach

Die Nacht verbringen Timo, Sturmi und ich im Schießstand, von wo aus ich Egon durch die kleinen Fenster beobachten kann.

Übernachtung im Schießstand

Tag 8: Erdbach – Fuchskaute

Der Abschied am nächsten Morgen von Biggi und Reinfried fällt mir schwer. Doch wir müssen weiter auf unsere letzte Etappe.

Der Westerwaldsteig führt uns durch wunderschöne Wälder mit moosbewachsenen Bäumen.

Westerwaldsteig

Sogar an einem See kommen wir vorbei.

Westerwaldsteig See

Die letzten Kilometer ziehen sich noch einmal. Nach jeder Biegung denke ich, es geschafft zu haben. Gerade als wir unser Ziel, die Fuchskaute, nach 8 Tagen wandern erreichen, setzt erneut ein Starkregen ein.

An der Fuchskaute auf dem Westerwaldsteig

Ich bin nass, müde, aber auch glücklich. Zwischendurch habe ich nicht mehr daran geglaubt, den Endpunkt zu erreichen. Zu verletzt waren meine Füße, zu schlecht das Wetter und zu anstrengend die Steigungen. Aber das ist jetzt alles vergessen.

Wir packen das erste Equipment ins Auto, das für uns zur Fuchskaute gefahren wurde und bauen Egons Zaun auf.

Egon an der Fuchskaute am Westerwaldsteig

Den Abend lassen wir ganz entspannt im Restaurant ausklingen. Vom Buffet aus kann ich Egon durch das Fenster beobachten. Er steht zufrieden da und freut sich über die Aufmerksamkeit, die er von den vorbeigehenden Gästen bekommt.

Mein Fazit

Wir haben in 8 Tagen insgesamt über 130 Kilometer und 3.600 Höhenmeter zurückgelegt. Ich habe 8 kg Gepäck getragen, Timo 16 kg und Egon knapp 20 kg.

So ganz genau weiß ich gar nicht warum, aber immer wieder hat mich diese Wanderung an meine Grenzen geführt. Waren es die Höhenmeter? Meine Stimmung? Ich weiß es nicht. Was ich aber weiß ist, dass die Landschaft rund um den Naturpark Lahn-Dill-Bergland unglaublich schön ist.

Wandern auf dem Westerwaldsteig

Gerade die vielen kleinen Berge machen das Besondere aus und bieten ganz tolle Aussichten. Auch die Menschen sind unglaublich liebenswert. Ein besonderer Dank geht an dieser Stelle nochmals an alle, die mich bei der Organisation der Reise und während der Tour selbst unterstützt haben.

Und so ein bisschen stolz bin ich ja jetzt schon, dass wir das alle vier so gut gemeistert haben. Kann ich auch sein, oder? 🙂